Ausrichtung einer deutschen parallaktischen Montierung

(ohne Polsucher, Polarstern durch ein Hindernis verdeckt, Taghimmel)
(Beschreibung gilt für Nordhalbkugel)
1.  Geografische Lage des Beobachtungsortes moeglichst genau, z.B. Wanderkarte, Atlas oder Software, bestimmen
2.  Horizontalkreis mit Wasserwaage (zur Kontrolle Wasserwaage immer umschlagen!) waagerecht ausrichten
3.  Polachse horizontal "pi mal Auge", oder Kompass ungefaehr nach Norden ausrichten (Dreibein - vorteilhaft ist wenn ein Bein nach Sueden zeigt oder Saeule auf Boden verdrehen, bzw. Horizontalkreis loesen und Montierung drehen)
4.  Schraeglage der Polachse (Winkel Horizontale zur Polachse) ungefaehr gleich dem Breitengrad des Beobachtungsortes richten
5.  Fernrohr mit Wasserwaage senkrecht stellen (Optik schaut zum Zenith, Rektaszensionsachse ist jetzt waagerecht und zeigt mit der Gegengewichtsstange nach Osten oder Westen, der Winkel der Deklinationsachse plus Polachse entsprechen jetzt 90°)
---- Punkt 6., 8. und 10. muessen nur das erste Mal einer korrekten Aufstellung der Montierung ausgefuehrt werden ---
6.  Skalenkreis der Rektaszensionsachse loesen und auf 0h, bzw 12h (spielt keine Rolle) einstellen und wieder festklemmen
7. Wert am Skalenkreis der Deklinationsachse ablesen
8.  Skalenkreis der Deklinationsachse loesen und auf den Breitengrad des Beobachtungsortes einstellen und wieder festklemmen
9.  Fernrohr umschlagen, wieder senkrecht richten (Optik schaut wieder zum Zenith), Rektaszensionsachse ist jetzt um 12h verdreht, Skalenkreis der Deklinationsachse ablesen
10. Den Wert am Skalenkreis der Deklinationsachse mit dem bei 7. eingestellten Wert vermitteln, Skalenkreis der Deklinationsachse loesen und auf diesen Mittelwert verstellen und wieder klemmen
11. Deklinationsachse auf den Breitengrad des Beobachtungsortes einstellen
12. Polachse loesen und so lange verstellen, bis das Fernrohr wieder senkrecht steht - nochmals umschlagen und Gegenkontrolle durchfuehren
--- Sollte die Ausfuehrung von 5., 9. und 12. baulich bedingt nicht moeglich sein, kann das Fernrohr auch waagerecht gestellt werden (vom Breitengrad sind dann eben 90° zu subtrahieren, die Optik schaut horizontal nach Sueden) ---
13. Deklination und Stundenwinkel eines sichtbaren Beobachtungsobjektes (umso naeher Deklination bei 0°, umso besser und nicht zu nahe am Horizont - Refraktion!) ermittel8n und an der Montierung einstellen, eine laufende Nachfuehrung vereinfacht die folgenden Schritte - ist aber nicht unbedingt noetig. Am Einfachsten lassen sich die Koordinaten und Stundenwinkel mit einer Planetariumssoftware bestimmen, z.B. GUIDE, siehe http://www.projectpluto.com
14. Horizontalklemmung loesen und Montierung solange verdrehen, bis das eingestellte Objekt in Bildfeldmitte steht, Horizontalklemmung wieder befestigen
15. Stundenwinkel des Objektes nochmals ermitteln und nochmals an der Montierung ueberpruefen, vor allem wenn ohne Nachfuehrung gearbeitet wird
--- die so erreichbare Genauigkeit liegt bei etwa 0,25°, reicht fuer visuelle Zwecke vollkommen aus - wird eine hoehere Genauigkeit gewuenscht, sollte jetzt mit der Methode nach Scheiner fortgefahren werden ---

Im Internet gibt es viele brauchbare Beschreibungen zum "Einscheinern" - zum Beispiel
in http://www.google.de einfach nach "Scheiner Methode" suchen.

Zum "Einscheinern" empfiehlt sich  das Anstellen zweier Messuhren mit Magnetstaender, so weiss man genau wohin und wieviel verstellt wird.
Ebenso sollte fuer groesstmoegliche Genauigkeit auch die atmosphaerische Refraktion, in Auswirkung auf die Deklination, beruecksichtigt werden - dies bedeutet, dass die unterschiedliche Refraktion in Wirkung auf die Deklination, in Abhaengigkeit zur jeweiligen Horizonthoehe, Zeit fuer den Kontrollauf und Stundenwinkel, zu Beginn und Ende  der Kontrollbeobachtung fuer die Polhoehe  des "Scheiner-Sterns", in Ost - oder Westrichtung, beruecksichtigt werden muss. Nach dem "Einscheinern" wird per Winkelfunktion, abhaengig von der Strecke vom Drehpunkt fuer die Hoehe der Polachse zum Ansetzpunkt der  Messuhr, 
der zu korrigierende Weg berechnet und die Polachse, auf der Nordhalbkugel Richtung Nordhorizont, abgesenkt.
Hier ist noch eine Refraktionstabelle aus dem "Handbuch fuer Sternfreunde":

Refraktion.jpg    Z = Winkel vom Zenit  Richtung Horizont,  R = Refraktion
Besser ist aber, eine Planetariumssoftware zu benutzen, da dort sofort die Refraktionsdifferenz fuer die Deklination, gesondert von der zum "Einscheinern" unwichtigen Abweichung in Rektaszension, entnommen werden kann.
Der Meßvorgang kann auch vereinfacht werden, indem man vor dem "Einscheinern" das Doppelfadenkreuzokular genau bestimmt, dazu einfach ein paar bekannte Doppelsterne aufsuchen und den Abstand der Doppelfaden bestimmen. So kann dann beim "Einscheinern" die Refraktion in Deklination direkt "abgelesen" und justiert werden.
Zum "Einscheinern" eignet sich natuerlich auch eine Guiding-Kamera, in dem Guiding-Programm, z.B. Guidemaster, siehe http://www.guidemaster.de, laesst sich auch eine Log-Datei aktivieren, so kann die jeweilige Abweichung in Deklination direkt abgelesen werden.


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